Mittwoch, 19. Januar 2011

Viele tolle Kinder -große und kleine



Langsam müssen wir mal den Blog wieder auf den aktuellen Stand bringen. Nachdem wir am 13.Januar über Weihnachten berichteten, erfahrt ihr nun auch endlich mal, was wir denn seit Weihnachten noch so alles erlebt haben.
Ein Tag nach unserer Rückkehr aus Bangalore ging es auch schon wieder weiter. Zehn Hostelkids sollten gemeinsam mit uns und der Lehrerin Geetha zu einer ganz besonderen Veranstaltung ins KKID nach Coimbatore fahren. Anlässlich des 100.Geburtstag des Gründers der Stiftung, Karl Kübel, luden die Mitarbeiter des KKIDS die Partnerorganisationen zu einem Wettbewerb für Kinder ein. Schon Anfang Dezember begannen dafür die Vorbereitungen in unserem Projekt. Die „Auserwählten“ studierten einen indischen Gruppentanz ein (wir waren echt beeindruckt von den Kleinen, sie übten den Tanz nämlich in den späten Abendstunden von halb zehn bis elf und waren trotzdem mit voller Begeisterung bei der Sache). Das Ergebnis konnte sich wirklich sehen lassen. Am Morgen des 28. ging es dann mit Tanzkostümen und ansonsten sehr leichtem Gepäck in Richtung Coimbatore, die Vorfreude der Kinder war natürlich riesig. Im Bus war unsere kleine Reisegruppe die Attraktion und Geetha war stolz darauf jedem zu berichten warum sie mit zehn Kindern und zwei „foreigners“ unterwegs ist.
Im Vorfeld haben wir uns überlegt, wie es wohl sein würde eine zwölf-stündige Busfahrt mit 10 Kindern, zwei Mal Umsteigen und quer-durch-Coimbatore-irren zu machen. Als kleine Beschäftigungsmaßnahme hatten wir Wolle im Gepäck, da man die Kinder Ewigkeiten mit Freundschaftsbänder machen beschäftigen kann. Klar haben sie sich darüber gefreut, aber die Fahrt verging auch so wesentlich unkomplizierter als zunächst vermutet. Das einzig Unangenehme war, dass das ein oder andere Kind wackelige Busfahrten nicht gewohnt ist und der Magen deshalb nicht mitspielte…. aber so kamen auch endlich mal unsere Reisekaugummis zum Einsatz. Ganz begeistert waren die Kinder von unseren „Airphones“. Naa? Könnt ihr erraten was das ist? Wie die Kinder genau auf das Wort gekommen sind wissen wir auch nicht. Sie meinen damit unsere Mp3-Player, die auf der Fahrt von Kind zu Kind wanderten.




Deepa hört "English music"



Krishna-Murti macht ein Freundschaftsband



Frühstück im Bus


beim Mittagsschlaf


Warten auf den Anschlussbus in Coimbatore

Endlich im KKID angekommen waren die Kinder (zu Recht!) schwer beeindruckt von der schönen Anlage und ihrem großzügigen Zimmer mit eigenem Bett.
Am nächsten Tag begann die Veranstaltung richtig und wir erfuhren welche Ausmaße die Teilnehmerzahl hatte: 350 Kinder mit Begleitungen. Da die Kinder aus drei verschiedenen indischen Bundesstaaten angereist waren (Tamil Nadu, Kerala und Karnataka) mussten sämtliche Anweisungen in vier Sprachen inkl. Englisch gemacht werden. Es ist schon komisch, dass Kinder aus dem gleichen Land nicht miteinander reden können, weil sie unterschiedliche Muttersprachen haben. In Indien gibt es 18 offizielle Sprachen, die wirklich komplett vrschieden sind, genauso wie ihre Schriftbilder. Wir sind dann doch froh, vor verhältnismäßig kleine Verständigungsprobleme gestellt zu sein – Hessisch und Schwäbisch haben immerhin die selbe Schrift :-) und notfalls kommen wir, wie die Inder auch, ganz gut mit Englisch klar :-))).







Nach Malathis („Mentor of the Mentors“) schwungvoller Begrüßung sollten die Kinder für die verschiedenen Disziplinen registriert werden und damit kam der große Schock. Der einstudierte Tanz konnte nicht aufgeführt werden, weil lediglich Einzelwettkämpfe auf der Wettkampfagenda standen. Die Frustration seitens Geetha und der Kinder war groß. Wir konnten die Kinder dann aber doch davon überzeugen, dass sie auch in anderen Kategorien Chancen haben werden. Vier Mädchen entschieden sich sogar spontan dafür trotzdem einen Einzeltanz vorzuführen.







Das "Prachodana-Team" (von links nach rechts):

obere Reihe: Guru, Deepa, Yamuna, Soma, Povitra

untere Reihe: Juli, Pooja, Krishna-Murti, Chiranchevi, Sundeepa, Abilasha, Geetha, Anju


die kleine Yamuna tanzt (sie ist unter die ersten 10 gekommen)


Besprechung: Wer macht was?







Generell war das Wettkampfangebot riesig. Die Kinder konnten zwischen „normalen“ Diziplinen wie Ballspiele, Rennen, Weitwurf, Tanzen und Singen wählen. Es gab aber auch ungewöhnliche Angebote wie Gemüse schnitzen, natürliche Außendeko kreieren, langsames Fahrrad fahren, „fancy dress“, Kinderparlament und Basteleien wie Drachen oder Grußkarten.





bei der Arbeit



das fertige Kunstwerk



ein großes Kind ;-)




In einigen Kategorien war Prachodana sehr erfolgreich, doch es gab auch Tränen, weil kein Preis im Tanzen errungen wurde. Uns fiel auf, dass der Wettkampfgedanke und Ehrgeiz der Kinder extrem groß ist und sie alles dafür taten zu gewinnen. Der Gesamtpreis ging an „Good Shepherd“, wo Katharina und Marie gerade arbeiten, sie hatten aber auch super Tänzer dabei. Unter ihnen hat uns besonders ein kleiner Junge beeindruckt, der die Bühne gerockt und dann vollkommen berechtigt den ersten Platz in der Kategorie „Tanz“ gemacht hat. Ihm wünschen wir es wirklich, dass wir ihn mal auf einer Leinwand in einem Bollywoodfilm sehen können.


Unser kleiner Star



Wir entschlossen uns dann schon am 30. direkt nach Programmende abzureisen und über Nacht Heim zu fahren. Die Kinder waren wirklich enttäuscht das KKID verlassen zu müssen und hoffen, dass das Programm nächstes Jahr wieder stattfindet wird - und sie wieder dafür ausgewählt werden.
Nachdem wir am 31 erst morgens um 5 Uhr nach einer unruhigen Nacht (jeweils zwischen zwei schlafenden Kindern) ins Hostel zurückkamen, verschliefen wir einen großen Teil des letzten Tages von 2010. Mit der Silvesterfeier war es am Abend dann auch nicht mehr weit her; Anju lag mit Erkältungsfieber im Bett und Juli kurierte ihren indischen Durchfall aus…
Dank der Ruhe ging es uns aber schnell schon wieder besser und wir konnten am 1. Januar die ganzen Neujahrswünsche der Kinder entgegennehmen.
Am 2.Januar bekamen wir Besuch von Familie Schellmann – die Wiedersehensfreude war groß. Auch die Kinder fanden es toll Eltern und Bruder einer ihrer Volunteers kennen zu lernen. Die KKID-Teilnehmer hatten doch noch die Möglichkeit ihren Gruppentanz vorzuführen und auch der Rest der Kinder trug mit Begeisterung etwas zum „ special cultural evening“ bei. Natürlich blieb auch noch genug Zeit für gemeinsames Spielen, letztendlich war der Besuch für alle ein großer Erfolg.




auf dem Weg zur Schule






zur Feier des Tages wurden wir in Saris gewickelt



nach dem cultural program war "offenes Tanzen" ;-)







…. im Moment kehrt bei uns ein Hauch von Alltag ein. Und um diesen ein bisschen bunter zu gestalten haben wir die Prayerhall um eine schöne Dekoration bereichert (Danke Heidi und Winnie!). Aus irischen wurden indische Flaggen – und die Kinder waren begeistert. Außerdem haben wir letzte Woche in Hassan einen neuen Supermarkt entdeckt – dreietagig!! Unglaublich!




Papaya-Banane-Marmelade Kochen im Hostel

So langsam beginnen wir jetzt auch schon mit den Vorbereitungen der Abschiedsgeschenke.. nicht zu fassen. Irgendwie vergeht die Zeit in Indien wirklich auf seltsame Weise – mal sehr träge und mal rasend schnell…. .

Am Samstag steht dann der letzte KKID Workshop an. Renate und Malathi haben sich ein großes Programm ausgedacht, wir sind gespannt. Außerdem werden noch neun uns unbekannte „weltwärts-Freiwillige“ erwartet –wird bestimmt interessant auch mal ganz andere Berichte zu bekommen.

Ihr hört bzw. lest wieder von uns!
Eure Anju&Juli


Donnerstag, 13. Januar 2011

Es weihnachtet....



Dieses Weihnachten war völlig anders als alle Weihnachten, die wir zuvor gefeiert hatten. Wir wurden im Vorfeld öfters gefragt, wie „man“ in Indien Weihnachten feiert bzw. was wir an Weihnachten machen.
Begonnen hat unsere Vorweihnachtszeit am Samstag vor Weihnachten als uns unser Direktor anrief: „Hab ihr Lust mit auf eine Christmas Function“ zu gehen?“, klar hatten wir, ein bisschen vorweihnachtliche Stimmung kann ja nie schaden. Die Fahrt im Jeep führte uns dann an’s andere Ende von Hassan und uns wurde in mehrere Hinsicht bewusst warum Indien manchmal wirklich schräg ist… Direkt nach unserer Ankunft an der katholische Privatschule wurden wir ganz nach vorne in den abgesperrten „VIP“-Bereich geführt (schräges Erlebnis Nr. 1). Die Atmosphäre ist auch erwähnenswert; eine große Bühne mit Michel Jackson und Nikolausdeko, ca. 800 knallrote Plastikstühle, alles überdacht von einer indisch-bunten Zeltkonstruktion. Das i-Tüpfelchen stellten die abertausenden Lichtchen mit denen das Schulgebäude und die Bühne davor dekoriert waren (schräge Gegebenheit Nr. 2).

Ein weiteres Dekoelement waren die schick uniformierten Schüler, die uns marschierend wie eine Art Garde auf unsere Plätze begleiteten (Schräges Nr. 3). Dann sollte das Programm beginnen; mehrere Gruppen in verschiedenen Altersklassen zeigten ihr Können im „Christmas carol“ Singen und es sollte ein Gewinner gekürt werden. Dass ein Chor aus 15 ca. 4-5 jährigen kleinen Feen nicht gerade die Töne treffen kann ist das klar… aber auch später haben wir „Mary’s boychild“ und „Joy to the world“ mehr erraten als erkannt :-), das war im wahrsten Sinne des Wortes ein schräges Erlebnis ;-))). Doch damit nicht genug, mitten im Programm holte uns eine Lehrerin von unseren Plätzen und führte uns in ein Klassenzimmer wo wir heißen Kaffee und Weihnachtskuchen serviert bekamen. Warum?! – Das wissen wir auch nicht so genau, wir haben uns jedenfalls gefreut :-) und müssen zugeben, dass die Gesamtwirkung dieser schrägen Einzelgegebenheiten wirklich äußerst charmant war.
Während des Kaffeetrinkens sind uns außerdem Kameras in den Klassenzimmern aufgefallen. Darauf angesprochen erklärte uns die Lehrerin „Father has to know everything“. Die Schule wird von einem Priester geleitet und es ist selbstverständlich für die Lehrkräfte, dass er bis ins kleinste Detail über ihre Lehrmethoden und –inhalte informiert ist. Für jemanden, der aus einem Land kommt, in dem immer wieder heiße Debatten über öffentliche Überwachungen und damit verbundene Einschränkungen der Persönlichkeitsrechte geführt werden, ist es schwer nachzuvollziehen, dass die Beobachtung so selbstverständlich hingenommen wird. Die junge und sehr moderne Lehrerin schien sich aber in keinster Weise unwohl zu fühlen, sondern erklärte uns, dass sie sehr stolz auf ihren Arbeitsplatz an dieser Privatschule sei.
Am nächsten Tag ging es direkt weiter mit dem Vorweihnachtsprogramm. Wir wurden zu einer Veranstaltung der Kirchengemeinde des Direktors eingeladen. Es war wieder ein Wettbewerb, dieses Mal in den Disziplinen Gesang, Tanz und Standbilder. In letzterer war von Genesis bis zur Weihnachtsgeschichte nahezu alles vertreten, die Gruppen sind hier aber wirklich mit viel Liebe zum Detail vorgegangen.
Am darauf folgenden Morgen waren wir dann eingeladen mit der Frau des Direktors „Christmas cookies“ zu machen. Wir haben eine Weile gerätselt wie wir wohl Kekse ohne Backofen machen werden (zur Erklärung; hier in Südindien hat fas niemand einen Backofen). Letztendlich wurde eine Metallform zuerst in sehr flüssigen Teig und dann in heißes Fett getaucht.



Wir aßen also die ersten frittierten Weihnachtsplätzchen unseres Lebens, die für den Abend auch gleich in größeren Mengen gebraucht wurden; das Christmas carol sining der Gemeinde stand an. Das ist etwa vergleichbar mit unserer Tradition an „Heilig drei Könige“. Man zieht gemeinsam von Haus zu Haus und sing für jede Familie einige Weihnachtslieder, sowie spricht Gebete. Eine wirklich schöne und stimmungsvolle Tour, auch wenn wir nach dem zwanzigsten Haus (von insgesamt ca. 30) doch etwas müde wurden. An jedem der Häuser an denen wir Halt machen hing ein beleuchteter Weihnachtsstern, der die singenden Besuchern herzlich willkommen hieß. Es war für uns auch eine schöne Erfahrung in so viele indische Haushalte hineinzuschauen vor allem, weil sie aus den verschiedensten Gesellschaftsschichten waren. Den krönenden Abschluss fand der Umzug im Haus von „Director“ and „Madame“, wo dann auch die zuvor gebackenen Sweets vertilgt wurden.





Weihnachten selbst verbrachten wir mit 10 unserer Volunteerkollegen in Bangalore. Es waren schöne, besondere Tage in denen wir viel gegessen und gelacht haben… aber die gewohnte Weihnachtsstimmung kam bei 25 Grad und Palmen vor dem Fensten nicht auf… nächstes Jahr dann wieder….
Wir hoffen ihr hattet alle einen guten Start ins neue Jahr, das mittlerweile auch schon wieder einen halben Monat als ist – unglaublich wie die Zeit in Indien an uns vorbeirast.





Wir hoffen ihr hattet alle einen guten Start ins neue Jahr, das mittlerweile auch schon wieder einen halben Monat als ist – unglaublich wie die Zeit in Indien an uns vorbeirast.



Ganz liebe Grüße

Anju&Juli

P.s. Wir hatten nun mittlerweile fast 1800 Leser (wahnsinn!) und ca. 82 Kommentare. Uns würde es nun doch interessieren wer die restlichen 1718 sind. Seid ihr bereit euer Geheimnis zu lüften (--> Kommentare!) ;-))

kostenloser Counter