Donnerstag, 13. Januar 2011

Es weihnachtet....



Dieses Weihnachten war völlig anders als alle Weihnachten, die wir zuvor gefeiert hatten. Wir wurden im Vorfeld öfters gefragt, wie „man“ in Indien Weihnachten feiert bzw. was wir an Weihnachten machen.
Begonnen hat unsere Vorweihnachtszeit am Samstag vor Weihnachten als uns unser Direktor anrief: „Hab ihr Lust mit auf eine Christmas Function“ zu gehen?“, klar hatten wir, ein bisschen vorweihnachtliche Stimmung kann ja nie schaden. Die Fahrt im Jeep führte uns dann an’s andere Ende von Hassan und uns wurde in mehrere Hinsicht bewusst warum Indien manchmal wirklich schräg ist… Direkt nach unserer Ankunft an der katholische Privatschule wurden wir ganz nach vorne in den abgesperrten „VIP“-Bereich geführt (schräges Erlebnis Nr. 1). Die Atmosphäre ist auch erwähnenswert; eine große Bühne mit Michel Jackson und Nikolausdeko, ca. 800 knallrote Plastikstühle, alles überdacht von einer indisch-bunten Zeltkonstruktion. Das i-Tüpfelchen stellten die abertausenden Lichtchen mit denen das Schulgebäude und die Bühne davor dekoriert waren (schräge Gegebenheit Nr. 2).

Ein weiteres Dekoelement waren die schick uniformierten Schüler, die uns marschierend wie eine Art Garde auf unsere Plätze begleiteten (Schräges Nr. 3). Dann sollte das Programm beginnen; mehrere Gruppen in verschiedenen Altersklassen zeigten ihr Können im „Christmas carol“ Singen und es sollte ein Gewinner gekürt werden. Dass ein Chor aus 15 ca. 4-5 jährigen kleinen Feen nicht gerade die Töne treffen kann ist das klar… aber auch später haben wir „Mary’s boychild“ und „Joy to the world“ mehr erraten als erkannt :-), das war im wahrsten Sinne des Wortes ein schräges Erlebnis ;-))). Doch damit nicht genug, mitten im Programm holte uns eine Lehrerin von unseren Plätzen und führte uns in ein Klassenzimmer wo wir heißen Kaffee und Weihnachtskuchen serviert bekamen. Warum?! – Das wissen wir auch nicht so genau, wir haben uns jedenfalls gefreut :-) und müssen zugeben, dass die Gesamtwirkung dieser schrägen Einzelgegebenheiten wirklich äußerst charmant war.
Während des Kaffeetrinkens sind uns außerdem Kameras in den Klassenzimmern aufgefallen. Darauf angesprochen erklärte uns die Lehrerin „Father has to know everything“. Die Schule wird von einem Priester geleitet und es ist selbstverständlich für die Lehrkräfte, dass er bis ins kleinste Detail über ihre Lehrmethoden und –inhalte informiert ist. Für jemanden, der aus einem Land kommt, in dem immer wieder heiße Debatten über öffentliche Überwachungen und damit verbundene Einschränkungen der Persönlichkeitsrechte geführt werden, ist es schwer nachzuvollziehen, dass die Beobachtung so selbstverständlich hingenommen wird. Die junge und sehr moderne Lehrerin schien sich aber in keinster Weise unwohl zu fühlen, sondern erklärte uns, dass sie sehr stolz auf ihren Arbeitsplatz an dieser Privatschule sei.
Am nächsten Tag ging es direkt weiter mit dem Vorweihnachtsprogramm. Wir wurden zu einer Veranstaltung der Kirchengemeinde des Direktors eingeladen. Es war wieder ein Wettbewerb, dieses Mal in den Disziplinen Gesang, Tanz und Standbilder. In letzterer war von Genesis bis zur Weihnachtsgeschichte nahezu alles vertreten, die Gruppen sind hier aber wirklich mit viel Liebe zum Detail vorgegangen.
Am darauf folgenden Morgen waren wir dann eingeladen mit der Frau des Direktors „Christmas cookies“ zu machen. Wir haben eine Weile gerätselt wie wir wohl Kekse ohne Backofen machen werden (zur Erklärung; hier in Südindien hat fas niemand einen Backofen). Letztendlich wurde eine Metallform zuerst in sehr flüssigen Teig und dann in heißes Fett getaucht.



Wir aßen also die ersten frittierten Weihnachtsplätzchen unseres Lebens, die für den Abend auch gleich in größeren Mengen gebraucht wurden; das Christmas carol sining der Gemeinde stand an. Das ist etwa vergleichbar mit unserer Tradition an „Heilig drei Könige“. Man zieht gemeinsam von Haus zu Haus und sing für jede Familie einige Weihnachtslieder, sowie spricht Gebete. Eine wirklich schöne und stimmungsvolle Tour, auch wenn wir nach dem zwanzigsten Haus (von insgesamt ca. 30) doch etwas müde wurden. An jedem der Häuser an denen wir Halt machen hing ein beleuchteter Weihnachtsstern, der die singenden Besuchern herzlich willkommen hieß. Es war für uns auch eine schöne Erfahrung in so viele indische Haushalte hineinzuschauen vor allem, weil sie aus den verschiedensten Gesellschaftsschichten waren. Den krönenden Abschluss fand der Umzug im Haus von „Director“ and „Madame“, wo dann auch die zuvor gebackenen Sweets vertilgt wurden.





Weihnachten selbst verbrachten wir mit 10 unserer Volunteerkollegen in Bangalore. Es waren schöne, besondere Tage in denen wir viel gegessen und gelacht haben… aber die gewohnte Weihnachtsstimmung kam bei 25 Grad und Palmen vor dem Fensten nicht auf… nächstes Jahr dann wieder….
Wir hoffen ihr hattet alle einen guten Start ins neue Jahr, das mittlerweile auch schon wieder einen halben Monat als ist – unglaublich wie die Zeit in Indien an uns vorbeirast.





Wir hoffen ihr hattet alle einen guten Start ins neue Jahr, das mittlerweile auch schon wieder einen halben Monat als ist – unglaublich wie die Zeit in Indien an uns vorbeirast.



Ganz liebe Grüße

Anju&Juli

P.s. Wir hatten nun mittlerweile fast 1800 Leser (wahnsinn!) und ca. 82 Kommentare. Uns würde es nun doch interessieren wer die restlichen 1718 sind. Seid ihr bereit euer Geheimnis zu lüften (--> Kommentare!) ;-))

2 Kommentare:

  1. Liebe A+J,
    superschöner und sehr lustiger Bericht aus eurem Alltag. Es macht mir immer viel Freude eure Beiträge zu lesen und ich warte immer sehnsüchtig auf den Nächsten...sowie es aussieht bin ich die erste Kommentatorin dieses Beitrages...schööööööön, weiter so!!!! Bald ist ja eure gemeinsame Zeit in Hassan leider vorbei, einerseits Schade, aber andererseits freue ich mich, dich liebe Anjuli dann wieder mal in den Arm nehmen zu können.
    Alles liebe und eine schöne Restzeit aus LA Susanne

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  2. Hey, ihr beiden!

    Ich finde ganz toll, was ihr da macht!
    Und deshalb bekommt ihr von mir einen Blog-Award, den ihr auf meinem Blog findet!

    WEITER SO!!!
    Ganz liebe Grüße
    Katharina

    http://katharinapradel.blogspot.com/2011/01/mein-erster-blog-award.html

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