Freitag, 22. Oktober 2010

Abwarten... und Tee trinken



… wird hier in Indien zu unserem Lebensmotto.
Vergangenen Sonntag boten sich wieder viele Möglichkeiten diesem Motto gerecht zu werden. An diesem Tag ging es zum Dasara bzw. Dusshera Festival nach Mysore, das in ganz Indien berühmt ist und dessen krönender Abschluss, eine bunte dreistündige Prozession, überall im Fernsehen ausgestrahlt wird. Und wir sollten live dabei sein – wow. Natürlich wollten wir uns diese Chance nicht entgehen lassen, obwohl wir vorgewarnt wurden, dass zu diesem Anlass riesige Menschenmassen nach Mysore strömen würden (aber um ganz ehrlich zu sein, wir haben uns nicht vorgestellt, dass tatsächlich sooo viele Menschen dort sein werden). Um 5.20 Uhr nahmen wir den ersten Tee des Tages ein, gekocht auf unserem geliebten Campinggaskocher, gesüßt nach deutschem Geschmack (also mit weniger als drei Händen voll Zucker). Um 6 Uhr ging’s dann gemeinsam mit der Familie des Direktors (die den Umzug selbst noch nie gesehen hatte), Mona, Anita und dem Fahrer Chaitan los.


auch der Jeep wird festlich rausgeputzt

Noch etwas benebelt von der ungewohnt kurzen Nacht, fiel uns doch auf wie wunderschön die morgendlichen Dörfer sind, in denen man zuschauen konnte, wie das Leben gerade erst erwacht. Unseren ersten Stopp machten wir für ein indisches Frühstück mit wahlweise Dosa, Idli oder Reis mit Linsen (alles genauso scharf und würzig wie nachmittags und abends), sowie Tee (zweiter Tee des Tages) und Kaffee im Stammrestaurant unserer Gastgeber.

Frühstück

Direktor und Ajith

So gestärkt machten wir uns auf zur Messe in einer von den Engländern errichteten Kirche in Mysore. Die Messe war der eigentliche Grund, wieso wir so früh losgefahren sind, weil der Umzug erst um 13.30 Uhr…. Oder war es 11.30 Uhr.. oder doch 13.00 Uhr?? (darüber gab es auf der Hinfahrt ja noch einige Uneinigkeiten) losgehen sollte. Von der Messe bekamen wir dann nur zwanzig Minuten mit, aber der Direktor verkündete uns anschließend glücklich, dass wir pünktlich waren und so die entscheidenden 20 Minuten der Messe noch mitbekommen haben. :-)



Danach begannen die Diskussionen, was mit der verbleibenden Zeit bis zum Beginn der Prozession getan werden soll; Saris für die volunteers kaufen gehen? Oder doch lieber in den Zoo? Das erwies sich dann aber alles als überflüssig, als wir um ca. 10.30 Uhr mit dem Jeep durch die Straßen von Mysore fuhren; Menschen, überall Menschen – auf den Bäumen, Zäunen, Häusern, in den Gerüsten von Werbeplakaten (!!!), sprich überall. Es wurde deutlich, dass wir uns beeilen mussten, um überhaupt noch einen Platz zu bekommen. Man hatte sich übrigens mittlerweile darauf geeinigt, dass die Prozession um 13.30 Uhr anfangen würde. Das heißt noch ganze drei Stunden Warten bis zum Beginn und trotzdem sah es zunächst so aus als wäre es unmöglich noch einen Platz mit guter Sicht auf die Prozessionsstraße zu ergattern. Die Sitze die links und rechts der Straße aufgebaut worden waren, waren laut Aussage der zahlreichen Polizisten und Security-Männern restlos ausverkauft. Dass sich „foreigners“ nicht unbedingt an die indischen Vorverkaufsregeln halten müssen oder schlicht unglaubliches Glück haben können sollte uns bald bewusst werden. Denn plötzlich winkten uns aus den überfüllten Rängen zahlreiche Hände auf zwei der noch freien Stühle Platz zu nehmen. Also kletterten wir unter den Absperrungen durch (was die Sicherheitsbeamten keineswegs störte) und hatten unsere Plätze in der ersten und zweiten Reihe sicher, während unsere indischen Begleiter weitersuchten, aber letztendlich leider keine gute Sicht auf den Umzug hatten. Dann begann das Warten, das wir ja bereits gewohnt sind.



Drei Stunden in der Mittagshitze, die uns allerdings durch die interessante Atmosphäre kürzer erschienen. Zum einen wurden uns die typischen Lieblingsfragen der Inder gestellt (1. What’s your name? 2. Where are you from? 3. Food? Did you have food? 4. Do you like India? 5. What’s your father’s/mother’s name/profession?) und man versorgte uns mit Früchten, „bread” (übersetzt bedeutet das so viel wie ungetoastetes, natürlich gesüßtes Toastbrot mit undefinierbaren grünen Stückchen darin) sowie Regenschirm und Zeitung zum Schutz gegen die Sonne. Zum anderen boten sich während der Wartezeit die spannendsten Ausblicke auf die gegenüberliegende Seite der Straße, wo tausende (nicht übertrieben!) Menschen alles Mögliche unternahmen um möglichst gute Sicht auf die Straße zu haben. Der Anblick, der schiebenden Massen führte uns vor Augen, wie einfach eine Massenpanik entstehen kann. Zudem war es sehr ernüchternd festzustellen, dass die Polizei nicht wirklich etwas dagegen unternehmen konnte. Sprich wir waren mit unseren sicheren Plätzen wirklich sehr zufrieden. Die Spannung stieg und wir konnten es kaum erwarten, dass der Umzug endlich anfängt. Als es dann endlich losging zeigte sich, dass sich die ganze Warte- und Anfahrtszeit wirklich gelohnt hatten. Man kann das Spektakel mit all seinen leuchtenden Farben, rhythmischen Klängen und schrägen Persönlichkeiten mit Worten nur sehr schwer beschreiben. Wir hoffen, dass euch die Bilder und Videos (Ein „Danke“ hierbei an das wirklich freundliche Internet von Hassan, das uns diesen Luxus ermöglicht, wir mussten die Videos nur 45 Minuten laden lassen;-)) einen relativ guten Eindruck von der unglaublichen Atmosphäre geben können. Natürlich sind wir uns bewusst, dass es „live“ dabei zu sein noch Mal was ganz anderes ist. Also auf nach Mysore zum nächsten Dasara-Festival im Oktober 2011.























Na was sagt ihr dazu??
Nach dem spektakulären Abschluss der Prozession war unser Tag in Mysore noch nicht zu Ende. Pünktlich nachdem der letzte Elefant verschwunden war, begann es zu regnen. Und zwar hat es nicht genieselt oder getröpfelt, sondern wie aus Eimern geschüttet (eigentlich dachten wir, dass wir die Monsunsaison nicht miterleben werden, aber dieser Wolkenbruch zeigte uns wie es zu dieser Zeit sein muss durch indische Straßen zu laufen). Also rannten wir, genauso wie die restlichen tausend Menschen. Langsam versammelte sich alles unter den schützenden Dächern am Rande der Straßen, wir waren aber nicht sonderlich begeistert davon, sich mit 20 Männern unter den Sonnenschirm eines Verkaufsstands oder an den Straßenrand zu quetschen. Deshalb überredeten wir Mona uns trotz Sintflut gleich auf die Suche nach dem Jeep zu machen, den Rest der Gruppe hatten wir nämlich im Gewühle verloren. Gesagt getan, also rannten wir weiter und verstanden recht schnell warum Mona von dieser Idee nicht begeistert gewesen war. Die links und rechts der Straße wartenden Menschen (vorwiegend Männer) waren erfreut über die kleine Abwechslung, da die Straßen sonst gähnend leer waren, und so begannen sie zu grölen und zu jubeln. Noch einmal im Klartext, uns beiden kleinen deutschen Volunteers rufen ca. 500 Inder zu (über die Zahl sind wir uns nicht wirklich einig, im Grunde schätzen wir, dass es eher mehr waren) und wir wissen gar nicht wie wir möglichst schnell wegkommen können. Zum allen Überfluss waren wir zu diesem Zeitpunkt bereits bis auf die Haut durchnässt und sahen aus wie begossene Pudel. Als wir den Jeep endlich fanden waren wir doch sehr erleichtert und der Rest der Gruppe (allesamt TROCKEN!), die bereits auf uns warteten, hatten was zu Lachen. „Was für ein Tag“… dachten wir. Wir haben unsere Naivität scheinbar immer noch nicht abgelehnt, denn zwei tropfnasse Volunteers auf den Rücksitzen bedeuten keinesfalls, dass man auf dem schnellsten Weg ins Hostel zurückkehrt, neeeeein, jetzt wurde erst einmal eine befreundete Familie besucht und ihr werdet es kaum erwarten; Tee getrunken :-). Bei dieser Gelegenheit hat man sich spontan dazu entschlossen noch mal zurück nach Mysore zu fahren, um den beleuchteten Palast bei Nacht anzuschauen. Auf der Fahrt wurden dann alle Fenster aufgerissen, damit die Volunteers trocknen können, uns war es zwar sowieso schon schweinekalt (abends um 6 Uhr mit glitschnassen Haaren und Kleidern) und dann kam noch „angenehm“ erfrischender Fahrtwind dazu *bibber*. Seltsamerweise immer noch nicht trocken schoben wir dann noch einen kleinen Restaurantbesuch ein, bei dem Ajith (15-jähriger Sohn des Direktors) gaaaaanz mutig war. Er bestellte sich nämlich nach dem Vorbild der beiden German girls chinesische Nudeln und wurde prompt bestraft. Sein Abendessen bestand aus steinharten, fetttriefenden, vermutlich frittierten, in Ketchupähnlicher Tomatenpampe ertrunkenen Spaghettis (wir wagen es kaum diese Bezeichnung dafür zu verwenden). Sein entsetzen und angewiderten Gesichtsausdruck angesichts dieser Scheußlichkeit werden wir wohl nie vergessen. Gott sei Dank teilen die Inder wie gesagt alles und somit musste Ajith an diesem Abend nicht verhungern. Übrigens sind wir uns mittlerweile nicht mehr so sicher ob Ajith nach dieser Erfahrung immer noch nach Europa kommen möchte, weil dort ja den ganzen Tag „nur“ Nudeln und Brot gegessen werden – furchtbar :-). Falls es euch interessiert; unser Essen war übrigens lecker, hat geschmeckt wie beim Chinesen in Deutschland, Mona war allerdings total schockiert, sie dachte, dass die Gewürze vergessen wurden.
Nach dem Essen ging es zum Palast, der wirklich wunderschön beleuchtet war – eine Mischung aus Disneyland und tausend und einer Nacht.
Ein gelungener Tagesabschluss…..







Nach einem Tag Pause ging es am Dienstag direkt weiter. Lange im Voraus angekündigt sollte es heute zum „native place“, also dem Heimatdorf des Direktors gehen, um seine Familie zu besuchen. Pünktlich um 7.00 Uhr standen wir vor der Tür, wurden mit zwei Tassen Tee begrüßt und wunderten uns über die voll gepackten Reisetaschen, die in den Jeep geladen wurden. Schließlich sollten wir doch am Abend zurück sein, oder? Nein, Irrtum! Der Ausflug ist spontan um einen Tag verlängert worden und wir werden über Nacht bei der Familie des Direktors bleiben. Also schnell zurück zum Hostel, Rucksack auf, Kleider und Waschzeug rein und wieder zurück in den Jeep. Aber Moment. Was raschelt denn da so im Kofferraum? Zwei kleine Hundewelpen sollten unser Gastgeschenk werden, die beiden konnten als einzige der ganzen Gruppe während der doch relativ holprigen fünfstündigen Fahrt im Kofferraum schlafen. Immerhin lernten wir, dass wir keine Baby-bananenschalen auf die Straße werfen dürfen, weil sonst einer der Trucks darauf ausrutschen könnte… :-).
Die Eltern, sowie die Familie des Bruders des Direktors empfingen uns sehr freundlich mit einer Tasse Tee und wir waren einfach begeistert von der paradiesischen Lage der Häuser in Mitten von Gummi-, Papaya-, Kokosnuss, Mango-,… -bäumen.








Der Direktor führte uns stolz durch die Plantage seiner Familie und wir wollen euch das neu gewonnen Wissen nicht vorenthalten. Hier also eine kleine Naturkunde:

Gummibäume


Die Bäume werden angezapft und die Milch fließt in Kokosnussschalen aus denen sie später gesammelt wird

Die gesammelte Milch der Gummibäume wird in Formen gegossen und mit Säure versetzt

Nach dem Verfestigen und Pressen entstehen "Rubbersheets" (à 0,5 kg), die uns ein bisschen an Gummibadematten erinnerten, in dieser Form wird der Rohkautschuk dann verkauft (pro Kilo 160 Rs bzw. 2,80€)

Ananaspflanze


Kaffeestrauch

Tabioka (essbare Wurzel)

Vanille

Weiter ging es zum Haus der Schwester. Hier sollten wir die Nacht verbringen und die Bekanntschaft von einem sehr süßen kleinen Mädchen machen (an unsere beiden Vorgängerinnen: die Namen Djamila und Milena werden noch immer auf alle europäischen Mädels angewendet – ihr seid auch hier nicht in Vergessenheit geraten). Trotz ihrer drei Jahre war sie schon unglaublich fit, ließ sich aber auch gleichzeitig gerne knuddeln und war, wie sämtliche Inder, begeistert von unseren Spielen, deren Steine sie zum Türmchenbauen benutze.



Am nächsten Tag warteten unsere persönlichen Reiseführer Sajith, Ajith (Söhne des Direktors), ihr Cousin und zwei Cousinen schon darauf uns die Attraktionen des kleinen Orts zu zeigen: eine Kirche, ein Tempelkomplex und ein Stausee. Die Stunden mit den fünf waren sehr lustig (neuer Riksha-Rekord: sieben Personen) und eine schöne Abwechslung. Wir genossen es generell sehr mit Sajith und Ajith, die beide echt nett sind, mehr Zeit zu verbringen und sie näher kennenzulernen, das ist nämlich bis jetzt noch zu kurz gekommen. Den Nachmittag und übrigens auch den Abend und die Nacht und den nächsten Vormittag (jaa, wir sind spontan noch eine Nacht geblieben :-) ) verbrachten wir zuhause mit den zwei Jungs, ihrer Tante, dem Onkel und der Kleinen, schnupperten Familienluft und tranken sogar für indische Verhältnisse überdurchschnittlich viel Tee. An dieser Stelle sei erwähnt, dass wir uns nun auch mit dem indischen Fernsehprogramm inklusive zahlreicher Werbesendungen bestens auskennen. Als sehr lustig empfanden wir die Werbung für den „global hand wash day“ am 16.Oktober, ausgestrahlt am 21.Oktober :-).



Buddha Schrein

Tempelsäule




im Vordergrund Sajith

Diese Tage waren für uns wirklich sehr schön und auch lehrreich und wir hoffen, dass wir in Zukunft mit der Familie des Direktors mehr Zeit verbringen können.
Morgen geht’s für uns dann auch direkt weiter. Wir fahren (alleine!) mit dem Bus nach Coimbatore zum After-Window-Period Workshop und freuen uns schon wahnsinnig die anderen Volunteers, sowie Frau Sames und Frau Tietz von der Karl Kübel Stiftung wiederzusehen.




Grüße ins herbstliche Deutschland

Anju & Juli

Donnerstag, 21. Oktober 2010

Phrase of the day No. 2



"Miss, one snap, please..."
"No"
"Only one, please"
"No!"
"Pleaaaaaaaaaaaase!!!"
"NOOOOOOOO!!!!"
.....

"I got it" (Unbekannt)


Freitag, 15. Oktober 2010

Forefathers Festival und Field Visit Kadnur



Nach einer relativ entspannten Woche, in der das Hostel ohne Kinder (die für die Ferien gerade zuhause sind) seltsam still war, melden wir uns zurück aus Hassan.
Die letzten Tage waren besonders geprägt durch eine Einladung zum so genannten Forefathers Festival von Monas Familie und einem ganztägigen Field Visit.


Die kleine Teju ist für jeden Spaß zu haben

Am 7.Oktober begann für uns das Forefathers Festival zuhause bei Mona mit Chapatti (eine Art Fladenbrot) backen und anschließendem gemütlichen Mittagessen auf dem Bett, auf dem wir uns mittlerweile schon sehr wohl fühlen; so wohl, dass wir sogar ein kleines Mittagsschläfchen anhängen konnten ;-). Anschließend fuhren wir mit der Riksha (ja, wir beweisen immer wieder indisches Stapeltalent… fünf Personen in eine Riksha) zum Haus von Monas Bruder, in einer besseren Wohngegend Hassans. Wir wurden dort sehr herzlich empfangen (wie wir das von Indern schon gewohnt sind) und standen natürlich wie ebenfalls gewohnt sofort im Mittelpunkt. Monas Nichte und Neffen hatten seit dem Morgen immer wieder auf ihrem Handy angerufen um zu fragen, wann die „foreigners“ endlich kommen. Die Kids waren sofort begeistert von den „German games“, die wir aus dem Hostel mitgebracht hatten und wir haben es genossen mal mit weniger als zehn Kindern gleichzeitig zu spielen.

Playtime die Erste

Wieder einmal waren wir begeistert von den Englischfähigkeiten der Kinder die eine English Medium school besuchen, das sind meist Privatschulen, auf denen der gesamte Unterricht in Englisch statt Kannada gehalten wird. So verbrachten wir einen relativ ruhigen Nachmittag alleine mit den Kindern bei dem wir in den mittlerweile ungewohnten Genuss von englischsprachigem Fernsehprogramm und Kaffee gekommen sind. Uns sollte dann bald vor Augen geführt werden, womit sich die Erwachsenen in der Zwischenzeit beschäftigt hatten; ESSEN, Essen und mehr Essen vorbereiten.



Monas Schwägerin beim Kochen

Das eigentliche Festival besteht nämlich hauptsächlich daraus Freunde, Familie, Nachbarn und symbolisch auch die verstorbenen Vorfahren mit tausend und einer Köstlichkeit auf Bananenblättern zu verwöhnen. Um mal einen kleinen Einblick zu geben; da wären drei verschiedene Gemüsecurrys, Jogurthreis, Gewüzreis, Paisa (eine Art Glasnudeln in Milch aufgekocht mit Gewürzen und viiiiiel Zucker, sowie Rosinen und Cashewnüssen), Gurkensalat (mit Kokos), verschiedene Arten Samba, „normaler Reis“, verschieden frittierte Leckereien (salzig, süß & scharf), Dosa (Art salziger Pfannkuchen aus Reismehl), Babybananen, Kokosnusstaschen (unser Favorit!!!!!!) und wenn man dann noch Hunger hat, gibt es natürlich von allem Nachschlag so lange bis der Bauch platzt.


Das Essen für die Vorfahren steht während des ganzen Festivals in der Küche

Bei diesem Fest versammelt sich die ganze Familie im Haus der Eltern, um die Gäste zu bedienen. Mona meinte, dass sie dieses Jahr „nur“ 50 Bekannte eingeladen haben und das relativ wenig sei. Insgesamt ist der Festivalzeitraum eine Woche (uns wurde aber auch von jemand anders gesagt, dass es zwei Wochen geht, feste Angaben gibt es in Indien generell nicht) und die Familie wählt ihr Datum für das Festessen. Mit zum Platzen vollen Bauch und einem Kopf, der sich vom vielen Spielen und Reden drehte, fielen wir nachts total müde im Haus von Monas Bruder ins Bett.


Essen (ja es war schon etwas später..:-) )

ein bisschen Bewegung auf dem Dach zur Verdauung (Playtime die Zweite)

Wir hatten am nächsten Tag dann einen etwas ungewöhnlichen Wecker, nämlich zwei Mädels (Teju und ihre Cousine), die begeistert auf unserem Bett rumhüpften und am liebsten unsere MP3-Player entführt hätten. Der geplante Ausflug auf die familieneigene Kokosplantage wurde ganz indisch auf unbestimmte Zeit verschoben ;-) aber dafür verbrachten wir einen angenehmen Vormittag bei Monas Schwester, die einige Häuserblocks weiterwohnt und uns mit einem prima Frühstück beglückte


jeder will auf's Foto.. :-)


Playtime die Zehnte (??) ;-)

Abschluss statteten wir dann noch einmal Monas Eltern einen Besuch ab und jeder war schockiert, dass wir nach dem Essen vom Tag davor, einem Frühstück um 11 nicht schon wieder um 2 Uhr Mittag essen wollten. Man erkennt also schon eine Leidenschaft der Inder: ESSEN.
Der kleine Ausflug in das indische Familienleben war eine sehr interessante Erfahrung, die wir gerne wiederholen würden. Dennoch wurde uns bewusst, dass wir froh sind nicht in einer Gastfamilie zu leben, da die es gewohnt sind jede Minute ihres Lebens miteinander zu verbringen, was wir von zuhause nicht gewohnt sind.




bei Monas Eltern

Wir haben keine Zweifel, dass dies nicht der letzte Besuch bei Monas Familie war, denn wir wurden schon für diverse Gelegenheiten wieder eingeladen. Monas Mama war sogar enttäuscht, dass wir nur eine Nacht blieben und hierbei sei erwähnt, dass Monas Familie nur 10 Fahrminuten vom Hostel entfernt wohnt. Inder laden aber nicht nur gern andere, sondern auch sich selbst ein. Monas Bruder hat nicht gerade beiläufig drei Mal „angedeutet“, dass er gerne zu unseren Hochzeiten nach Deutschland eingeladen sein würde, auf seiner Hochzeit seien schließlich auch 4000 (!!!!) Gäste gewesen. Er war dann doch relativ enttäuscht als er erfuhr, dass wir nicht planen in naher Zukunft zu heiraten. :-)



Diesen Mittwoch fand dann ein weiterer Ausflug bzw. so genannter „field visit“ statt, bei dem wir nähere Informationen zu der Arbeit der NGO im ländlichen Gebiet bekamen.


Los ging’s um 9.30 Uhr –dachten wir …. Zugegebenermaßen waren wir genau 4 Minuten zu spät und hatten schon ein schlechtes Gewissen, völlig umsonst, wie sich herausstellen sollte, denn von den anderen war noch niemand da. Wir haben uns also auf die Treppe gesetzt und gewartet… und gewartet.. und gewartet.. irgendwann kam dann der Direktor, so um 10.00 Uhr und meinte „Sorry, da ist gerade ein Mann aus dem Dorf da, der sich die Kuh (es gibt hier nämlich eine Hostelkuh, die bald ein Kälbchen bekommen wird) anschauen möchte, es dauert noch einen kurzen Moment“, also warteten wir.. und warteten.. und warteten. Irgendwann beschlossen wir, so gegen 10.15 Uhr, in der Dinning Hall weiterzuwarten bei einer Tasse Tee. Aus der Tasse Tee wurde leider nichts (kein Zucker! Und in Indien trinkt man ja auf GAR KEINEN Fall eine Tasse Tee ohne Zucker! Das ist wie Tee ohne Tee!), aber das mit dem Warten klappte weiterhin ganz gut. Wir warteten und warteten… Schließlich zogen wir wieder zurück auf die Treppe, um Anwesenheit und vor allem Bereitschaft zu zeigen, wie naiv kleine deutsche Volunteers doch manchmal sein können, als ob sich dadurch irgendjemand stressen lässt, also…. Ihr werdet’s kaum glauben… wir warteten weiter. :-)Als wir gerade die Entscheidung gefällt hatten uns Bücher nach unten zu holen um unsere Wartezeit etwas sinnvoll zu verbringen, brach dann plötzlich der Sturm aus. „We are quite late!!!!“ begleitet von panischen Blicken auf die Uhr und einen lebensgefährlichen Sprung in den Jeep unseres Direktors ging es dann unglaublicherweise tatsächlich kurz nach 11 Uhr (nur zur Erinnerung: geplante Abfahrtszeit war 9.30 Uhr) los. „We are supposed to be there by now, they are already waiting“ war der erste Satz im Auto, gefolgt von der Erklärung, dass die Fahrtzeit jetzt nur noch 1,5 Stunden dauern würde. ^^ Schon einmal ein kleines Fazit vorweg, das Warten hat sich für uns auf jeden Fall gelohnt.



Das Dorf in das wir fuhren heißt Kadnur (5000 Einwohner) und liegt etwa in der Mitte der Strecke zwischen Hassan und Mysore. Im Dorf wirkt Prachodana in verschiedenen Bereichen. Zum einen besuchten wir eine kleine Nähschule, in der junge Frauen aus dem Dorf eine Ausbildung im Umgang mit Nähmaschinen aber auch das Sticken von Hand. Die Mädchen im Alter zwischen 16 und 23 Jahren haben uns Bücher mit von ihnen entworfenen Mustern und bereits gefertigten Arbeiten gezeigt. Großer Stolz des Direktors und der Nählehrerin ist eine elektronische Nähmaschine, die erst vor kurzem erworben wurde.







Weiter ging es zu einem kleinen landwirtschaftlichen Betrieb, in dem wir uns eine Kuh ansahen, die mit Hilfe von Prachodana finanziert werden konnte und so der Familie eine Einnahmequelle sichert.




Nächste Station war das Office von Prachodana in Kanur in dem Computerkurse für Jugendliche stattfinden. Nach dem Absolvieren eines solchen Kurses bekommen die Teilnehmer ein Zertifikat, das ihnen auf ihrer beruflichen Laufbahn weiterhelfen soll. Uns beeindruckten die Modernität der Computer (mit Flachbildschirmen) und die sorgfältige Buchführung über die Schüler. Hier tranken wir dann unseren Tee Nummer 1.

Die Tailoringlehrerin und einer der "Child Organizers"

Es folgte der anstrengendste Teil dieses Tages; Prachodana unterstützt zudem die Landbevölkerung bei der Kultivierung ihrer Felder, durch das Anlegen von Bewässerungssystemen, die wir bei strahlendem Sonnenschein in einer wunderschönen Gegend ca. zwei Stunden begutachteten.





ein Mangobaum (wir freuen uns schon total Mangos zu ernten)

Wie ein Geschenk des Himmels waren nach dieser Berg- und Talwanderung die „tender coconuts“ frisch von der Palme, die schmeckten uns genauso gut wie auf unserem letzten field visit – das darf gerne Tradition werden ;-).





Bei der Familie, der wir diese Erfrischung verdankten stand auch unser nächstes Anschauungsobjekt; ein Toilettenhäuschen. Ja, ihr habt richtig gelesen. Prachodana hat sich auch dem Aufbau von Sanitäranlagen gewidmet. Das Besondere an diesen Plumsklos ist, dass es verboten ist, Wasser zu benutzen. Stattdessen verwendet man ein Gemisch aus Asche und Kalk, das dann, nachdem man den „Rufen der Natur“ gefolgt ist, die Ausscheidung zu biologischem Dünger umwandelt. So schlägt man zwei Fliegen mit einer Klappe, zum einen fördert man das Hygienebewusstsein und dessen Umsetzung und zum anderen wird garantiert giftfreier Dünger produziert. Wir sind beeindruckt wie alltagsnah Prachodana sich hier in Kanur einsetzt und der Bevölkerung wirklich gezielt hilft.


Mittlerweile ziemlich hungrig ging es zu den Eltern eines Field Workers, wo uns ein zwar einfaches aber Leckeres Lunch aufgetischt wurde. Natürlich aßen wir mal wieder „viiiel zu wenig“ und fühlten uns hinterher trotzdem angenehm satt.

unser Gastgeber

die Kälbchen des Hauses


Doch das war noch nicht alles. Gestärkt ging es weiter zum Zuhause eines der Hostelmädchen, sie stammt aus einem kleinen Dorf, wo sie mit ihren Eltern und ihrer Schwester in einem kleinen Häuschen lebt (wenn sie nicht im Hostel ist). Chaitra war zwar sehr eingeschüchtert durch den „hohen“ Besuch von Volunteers, Direktor und zwei Field Workern, zeigte uns aber dennoch ihr zuhause und lud uns auf Tee Nummer 2 ein.


Chaitra und Pooja in ihrem Dorf

der Direktor zuhause bei Chaitra

Tee Nummer 3 (und an Zucker mangelte es dieses Mal definitiv nicht ;-)) nahmen wir zehn Minuten später zu uns, als wir die Zentrale der Selbsthilfegruppe des Dorfs besuchten.

"Foreigners" sind eine Attraktion


Der Tag neigte sich langsam dem Ende zu und die beiden Volunteers hingen schläfrig in den Sitzen, doch plötzlich brach erneut Hektik aus. Zwei der Fieldworker müssen ganz ganz ganz ganz schnell auf den Busbahnhof nach Hassan (ca. 2 Autostunden entfernt) um zum Forefathers Festival in ihrem Dorf zu fahren. Also trat der Direktor kräftig auf’s Gaspedal und wir rumpelten über die abendlichen Straßen Richtung Hassan. Zu allem Unglück schloss sich dann auch noch die Bahnschranke direkt vor unserem Jeep, was ja eigentlich nicht schlimm ist, würde der Zug sofort kommen. Aber die Inder warten ja bekannterweise gerne, und so warteten wir und warteten wir.. uuuund äh warteten… irgendwie kam uns das bekannt vor…. Irgendwann brauste dann auch der Zug vorbei.. und wir warteten weiter.. „Hmm vielleicht kommt ja noch ein zweiter Zug oder der Bahnschrankenwärter macht ein kleines Nickerchen“. Aber schließlich ging es dann doch weiter (ohne dass ein zweiter Zug vorbei kam) und wir konnten die beiden Mitarbeiter am Busbahnhof absetzten. Uns fiel dabei übrigens auf wie hübsch Hassan bei Nacht sein kann, mit den vielen Lichtern und dem Getummel auf den Straßen.
Was für ein spannender und lehrreicher Tag!

Sooo das war’s erst einmal von uns. Wir werden uns bald mit neuen Abenteuern wieder melden (am Sonntag geht’s nach Mysore zum Dasara Festival und am Sonntag ist ein Ausflug mit den Kindern geplant – juhu).

Liebe Grüße aus Hassan!
Eure
Anju & Juli

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