Freitag, 12. November 2010

"Pattaki, Pattaki!!"



In diesem Eintrag möchten wir euch von dem hinduistischen Fest Diwali erzählen und wie wir es hier in Hassan verbracht haben.
Zunächst waren wir uns nicht sicher, an welchem Tag es stattfinden sollte, noch was die genaue Bedeutung von Diwali ist. Mehrere Erklärungsversuche schafften nur noch größere Verwirrung, da sie komplett unterschiedliche Geschichten erzählten. Also zogen wir Wikipedia zu rate und hier ist die Antwort…

„Für viele Hindus, besonders in Nordindien, geht es auf den Tag zurück, an dem Gott Rama mit seiner Frau Sita und seinem Bruder Lakshmana nach 14-jährigem Exil im Dschungel in seine Hauptstadt Ayodhya zurückkehrte, so wie es das Ramayana beschreibt. Da es dunkel war, entzündeten die Menschen Öllampen entlang seines Wegs.
Im Süden Indiens dagegen sehen die Menschen in Diwali einen Bezug zu Krishna, der einen Dämonen besiegt und sechzehntausend Frauen befreit hatte, die sich in der Gefangenschaft des Dämons befanden.“
(Quelle: http://www.wikipedia.de/ --> Diwali)

Wir wollen hiermit festhalten, dass sich die Bedeutung von Diwali im Norden komplett von der im Süden unterscheidet. Allerdings glauben wir kaum, dass jeder Südinder die Wikipediaerklärung unterschreiben würde, denn letztlich sucht sich jeder wohl seine Lieblingsgeschichte selbst aus. Ein Beispiel dafür wie individuell der Hinduismus ist.

Wie bereits erwähnt waren wir uns nicht sicher, wann es denn so weit sein sollte, die Angaben schwankten auch hier zwischen 5., 6. und 7. November. Am 5., dem „offiziellen“ Termin für 2010 passierte hier in Hassan nicht viel, außer vereinzelte Knaller und Glitzer am Himmel. Am Samstag, den 6. kamen wir in der Dämmerung von einem Spaziergang mit Mickey zurück ins Hostel und wollten im Office kurz Bescheid geben, dass wir wieder da sind und dann sahen wir sie; Berge von Feuerwerkskörpern in allen Formen, Größen und Farben.



Chaitan und Modu (Fahrer und Lehrer) waren schon damit beschäftig fein säuberlich Päckchen für die Kinder zu richten. Aber Moment; warum sind das nur 30 Häufchen? Im Hostel sind doch 50 Kinder? Uns wurde dann vermittelt, dass man Mädchen doch um Gotteswillen keine Feuerwerkskörper in die Hand geben darf (aber siebenjährigen Jungen schon?!). Da kam bei uns der Gerechtigkeitssinn durch und letztlich bekamen auch die Mädchen, sichtlich überrascht, ihren Anteil an dem bunten Feuerspaß.


Reika und Abilasha bekommen ihre ersten Feuerwerkskörper

Bis dann alle so gennanten „Pattakis“ verteilt war, war es auch schon richtig dunkel und wir fragten uns, wie man mit 50 Kindern im Alter von 7-16 Jahren Knaller anbrennt. Die Jungs nahmen diese Aufgabe ganz einfach selbst in die Hand und hatten einen Riesenspaß daran, überraschenderweise hat sich keiner verletzt und alle Arme sind noch dran; wie würden die Inder nun sagen? --> „No problem, no problem“

Macht euch selbst ein Bild vom Chaos





Die Mädchen betrachten die wilde Knallerei mit viel Skepsis, doch es gab auch einige Mutige, die die ein oder andere Wunderkerze anzündeten und sich ihre eigenen Crackers lieber für den nächsten Tag (für sie der eigentliche Festtag) aufsparen wollten. Die Familie des Direktors ließ sich dieses Spektakel auch nicht entgehen und Sajith und Ajith beteiligten sich natürlich an dem Spaß.


die mutige kleine Yamuna






Für den nächsten Tag hatten wir den coolsten Reiseführer überhaupt gebucht – Ajith Poulouse, 15-jähriger Sohn unseres Direktors mit dem besten Humor und der blühendsten Fantasie.

Deko vor einem Haus

Ein Field worker von Prachodana, Somshekar (wir entschuldigen uns hiermit für eventuelle Rechtschreibfehler) hatte uns zu sich nach Hause eingeladen, um am 7.November Diwali mit ihm und seiner Familie zu verbringen. Da wir mit einem localbus in die Tiefen eines Dorfes fahren sollten, wo so gut wie niemand Englisch spricht und wir ja auch etwas verstehen sollen, wurde uns Ajith als Reiseführer zur Seite gestellt. Im Laufe des Tages hat er noch mehrere andere Jobs, mehr oder weniger freiwillig, angenommen, wie zum Beispiel Fotograf, Schulleiter, Übersetzer und Munition-von-Spielzeug-Pistolen-Wechsler. Kurzum, er ist ein Rundumtalent.

Schnappschuss aus der fahrenden Riksha

Um 7 Uhr morgens ging’s los und uns wurden während der Busfahrt wie immer Panäpeehhh (naaa?? Könnt ihr raten was das heißt?) mit Chillipulver und alles mögliche salzige Knusperzeug angeboten, wir bevorzugten allerdings Cookies von unserem besorgten Reiseführer. Nach eineinhalb Stunden Fahrt und einmal Umsteigen, holte uns Somshekar mit strahlendem Lächeln an der Bushaltestelle seines Heimatdorfs ab. Eine Riksha brachte uns zum Haus unseres Gastgebers, von wo aus es auch gleich weiterging zur morgendlichen Kuhwaschzeremonie. Someshekar arbeitet hauptberuflich nämlich nicht nur bei Prachodana, sondern unterhält eine Farm mit sechs Kühen, mehreren Hektar Land und zehn Angestellten zusammen mit seiner Familie. Im Laufe der Zeremonie merkte man, dass ihm wirklich viel an seinen Tieren liegt, denn jede Kuh wurde sorgfältig mit Bürste und Seife abgeschrubbt.



Weiter ging es mit dem Dekorieren und der anschließenden Segnung zweier Kühe, an der auch Someshekars „Misses“, wie er seine Ehefrau immer nannte, teilnahm.



Im Laufe des Vor- und Nachmittags lernten wir das gefühlte halbe Dorf kennen, tranken wieder Mal viel Tee, verhungerten nicht, schauten indisches Fernsehprogramm und zeigten mit Stolz unsere deutschen Brettspiele. Die Gastfamilie wiederum war stolz darauf die Hochzeitsalben zu präsentieren und wir waren froh, dass uns dieses Mal nicht jede Person auf dem Foto mit Namen und Familienzugehörigkeit „vorgestellt“ wurde, sondern wir nur immer wieder auf die Schönheit der Braut hingewiesen wurden. Am Schluss bestand die stolze Mama darauf, dass wir mit unserer Kamera ein Foto vom Foto machen und das Bild mit nach Deutschland nehmen können – so goldig :-).

beim Hochzeitsbilder Anschauen (das Bild ist nicht unscharf, sondern wir wurden geräuchert)

Rangoli (eine Art Mandala) vor dem Haus von Somshekar

Absoluter Höhepunkt des Nachmittags war eine spontane Idee der Frauen, die schon den ganzen Tag in der Küche arbeiteten. „Warum haben die German girls eigentlich keine Saris an? Das müssen wir schnell ändern“ Und dann ging alles ganz schnell. Wir wurden zwar noch gefragt, ob wir gerne einen Sari von ihnen ausleihen würden, aber ein „Nein“ wäre wahrscheinlich nicht akzeptiert worden. Plötzlich zupften mehrere Frauen an uns herum, die Nähte von Sariblusen wurden geöffnet und an unsere Körpermaße angepasst und dann begann das Wickeln. Eins steht fest, einen Sari anzulegen ist eine Kunst für sich, vor allem wenn man fünf Inderinnen um sich hat und jede ihre eigene Vorstellung davon hat, nach welcher Technik der Sari gewickelt werden soll. Für alle von euch die nicht wissen was ein Sari ist, hier eine kurze Erklärung. Der Sari selbst ist eigentlich nur ein ca. 5 Meter langes und 80 cm breites Stück Stoff, meist mit vielen Pailletten oder schönen Stickereien in den knalligsten Farben. Zu dem Ensemble gehört aber auch eine knallenge Bluse, die kurz unter der Brust aufhört sowie ein Petticoat, mit dem die Taille auf die Hälfte ihres Umfangs zugeschnürt wird (die indische Korsage). Natürlich bekamen wir auch passende Glasbangles zu unseren Saris, sowie ein passendes Bindi und uns wurde strickt verboten die Haare weiterhin als Zopf zu haben, „because it looks ugly“ :-). Danach kam unser Fotograf Ajith zum Einsatz und musste uns auf zahlreichen, mehr oder weniger verschiedenen Gruppenfotos verewigen.


die richtigen Blusen werden ausgesucht....

... und umgeschneidert ...

... und angepasst...

.. und das ist das Ergebnis

unsere tatkräftigen, modebewussten Helferinnen

die Gastfamilie

Über diesen Spaß verging die Zeit sehr schnell und schon standen Ajiths Eltern und sein Bruder im Haus. Wir durften dann noch bei der Zeremonie zur Segnung des Essens zuschauen und anschließend genossen wir wieder einmal ein leckeres indisches „festival food“ auf Bananenblättern. Ca. fünf Frauen lieferten regelmäßig Nachschub der unterschiedlichsten Speisen.
Die gesegneten Speisen

es wird serviert..

.. und gegessen

... und mehr gegessen (im Roten: Ajith, daneben sein Vater)

We would like to take the opportunity to thank Someshekar and his family for the kind invitation we really enjoyed the day. Also big “Thanks” to Ajith best tourist guide ever!! When are we going on our next tour?



Anju & Juli


5 Kommentare:

  1. Das Ergebnis der Sarivermessung kann sich fürwahr sehen lassen! Nachträglich noch einmal:"Happy diwali!"

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  2. Ich bin immer wieder fasziniert wie gastfreundlich die Menschen in Indien sind!
    Weiterhin tolle Erfahrungen!!!

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  3. Sehr schön euer neues "Outfit" - falls ihr in Deutschland Sari´s schneidert und verkauft bin ich euere erste Kundin - ihr seht darin klasse aus !!!

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  4. Hey Mädels,
    ihr seid ja echt fleissige Fotografinnen und Blogschreiberinnen - Kompliment. Auch wenn ich es immer noch nicht geschafft hab, Deine Mail, Julia, zu beantworten....ich lese immer mal wieder hier vorbei und lerne Interessantes und bleibe hängen...anstatt meinen Schulkram vorzubereiten! Echt schlimm!!! ^^ Lasst´s euch weiter so gut gehen!
    Beste Grüße
    xxx
    Elke

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  5. Name? Von mir? Raten! - nich, dass dir langweilig wird :P19. November 2010 um 00:56

    ( '""()
    ("( 'o',)
    (")(")(,,)

    Wie ein Nike ohne Air, wie ein Teddy ohne Bär, wie ein Dusch ohne Das, wie ein Kontra ohne Bass, wie Sonne ohne Stich, so wär Freundschaft ohne dich!

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